Wir können uns glücklich schätzen, dass der Schapendoes eine recht rustikale, naturbelassene Rasse ist, die sich einer vergleichsweisen robusten Gesundheit erfreut, die für ihn als Hütehund bei der Arbeit in der niederländischen Heide auch Grundbedingung war.

Auch wenn der Schapendoes heute nur noch in den wenigsten Fällen zum Schafe hüten zum Einsatz kommt, ansonsten aber zu einem idealen Familienhund geworden ist, liegt es uns sehr am Herzen, seine Ursprünglichkeit beizubehalten. Es wäre sicherlich ein fataler Fehler, ihn zu einem fellbetonten Ausstellungshund oder einem faulen Sofatiger verkommen zu lassen.

Rassen gehen sehr häufig auf nur wenige Stammtiere zurück. Das verbürgt den gemeinsamen Typ, sorgt aber andererseits für genetische Verwandschaft und - das darf nicht verschwiegen sein! - für erbliche Probleme. Auch hier hat die leistungsbezogene Selektion holländischer Schäfer Positives bewirkt: im Vergleich zu den meisten anderen Rassen stellen erbliche Erkrankungen kein großes Problem dar.

Die Entwicklung genetischer Forschung in unseren Tagen hat nun die Möglichkeiten eröffnet, die sich die IGS zunutze macht. Auch wenn oder gerade weil diese Probleme in unserer Rasse keinen dramatischen Stellenwert haben, hat sich die IGS der Erforschung zweier genetischer Phänomene auf die Fahne geschrieben.

Im ersten Falle ist es schon 2007 gelungen, das Problem durch einen genetischen Test auszuschalten. Wir können froh und stolz sein: kein Schapendoes, der nach dem Zuchtreglement der IGS gezüchtet wurde, wird zukünftig an PRA erkranken! Doch auch bei dem zweiten Thema sind wir auf dem besten Wege: wir dürfen hoffen, in Kürze einen ähnlichen Test zu erhalten, der auch dieses Problem eliminiert. 

Progressive Retina Atrophie (=PRA)

Progressive Retina Atrophie ist ein Sammelbegriff für eine Gruppe von rezessiv vererbbaren Augenerkrankungen bei Hunden mit ähnlichem, klinischen Erscheinungsbild. Bei dieser fortschreitenden Erkrankung wird die Netzhaut (Retina) abgebaut und führt somit im Endstadium zur Erblindung. Der erste, beim Schapendoes diagnostizierte Fall datiert bereits aus dem Jahr 1972. Es ist also zu vermuten, dass die Mutation bereits vor dem Rasseaufbau vonstatten ging. Durch eine umsichtige Zuchtplanung traten in den frei folgenden Jahrzehnten relativ wenige Fälle auf. Eine Ausbreitung der Trägertiere war unvermeidbar. Der nun vorhandene Gentest wird dazu führen, dass die Mutation innerhalb weniger Generationen gänzlich aus der Rasse verschwunden ist.

Persistierender Ductus Arteriosus Botalli (=PDA)

Es handelt sich um den fehlenden Verschluss der fötalen Verbindung zwischen Körperschlagader und linker Lungenarterie, der sich normalerweise während oder kurz nach der Geburt schließt. Im Falle einer noch sehr großen Öffnung ist dies direkt hörbar (Maschinengeräusch). Generell sagt man, dass 0,5% bis 1% der gesamten Hundepopulation prinzipieller Träger kongenitaler (angeborener) Herzfehler sind. PDA ist durch eine Operation behebbar.

 

Durch den Ductus gelangt sauerstoffreiches Blut von der Hauptschlagader anstatt in die linke Herzkammer in die Lungenarterie. Dadurch werden sowohl Herz wie auch Lungengefäßsystem überlastet.

Wie erkennt man PDA?

Die Hunde sind weniger stark belastbar, ermüden viel schneller und neigen zu geringerem Wachstum. Da die Erkrankung in der Regel im frühen Welpenalter diagnostiziert wird, sind die Maßnahmen fast ausschließlich Züchtersache. Wenige, leichte Fälle werden erst später beim Neubesitzer auffällig.

 

Wie behebt man das Problem?

Analog zur gPRA wurde durch IGS-Mitglied, Herrn Dr. H. J. Jacobs, die Aufklärung der PDA auf molekularbiologischem Weg angestoßen. Die Untersuchungen, die an der Universität Bern vorgenommen werden, stehen noch ganz am Anfang.

Es ist dem Engagement der IGS zu danken, dass innovatorische genetische Forschung zum Besten der Rasse genutzt wird. Wir können nur hoffen, dass auch andere Rassen, die erheblich stärker belastet sind, davon profitieren werden.